#frauenerzählen – Mein steiniger Weg

null

Foto: Mohamed Nohassi_Unsplash

Mein steiniger Weg

von Hala

Mein Name ist Hala. Ich komme aus dem Irak und lebe seit 2006 in Österreich. Ich studierte an der Universität Bagdad englische Literatur. Ich habe einen Mann geheiratet, der 14 Jahre älter war als ich. Nach der Hochzeit versprach er mir, dass ich mein Studium in Österreich abschließen könnte, aber er hielt sein Versprechen nicht ein. Er machte mich zur Hausfrau – nur putzen und kochen. Ein Jahr nach unserer Hochzeit begann ich unter seinen Grausamkeiten und Schlägen zu leiden.

Ich wurde mit meinem ersten Kind schwanger, das behindert geboren wurde, und ich habe seine Behinderung erst zweieinhalb Jahre später entdeckt. Dann wurde ich mit meinem zweiten Kind schwanger. Ich wurde Mutter von zwei Kindern in einem Land, dessen Sprache ich nicht kannte, weil mein Mann mir nicht erlaubte, sie zu lernen. Nach vielen Problemen entschied ich mich nach sieben Jahren Ehe zur Trennung. Meine Kinder waren fünf und zwei Jahre alt, als mein neuer Lebensweg begann.

Ich schickte meine Kinder in den Kindergarten und begann, in einer Reinigungsfirma zu arbeiten. Ich konnte noch nicht Deutsch und verstand nicht, was die Leute sagten. Nach sieben Monaten beantragte ich beim AMS einen Sprachkurs, bekam einen und bestand drei Monate später die A2-Prüfung. Ich arbeitete bei der Volkshilfe – bei der Bepreisung von Kleidung und an der Kasse. Danach hatte ich Jobs in einem Bekleidungsgeschäft und bei einer Sicherheitsfirma.

Die Krankheit meines älteren Sohnes nahm zu und sein und unser Leben wurde immer mehr beeinträchtigt. Vier Jahre waren seit meiner Scheidung vergangen, als ich einen Menschen kennenlernte, der mir mit meinen Kindern und der Suche nach einem passenden Job sehr half. Nach drei Jahren Beziehung wurden wir Eltern. Ich besorgte mir B1-Bücher, lernte jeden Abend nach der Arbeit und konnte die Prüfung erfolgreich ablegen. Danach beantragte ich die österreichische Staatsbürgerschaft.

Bis zum Jahr 2018 habe ich viele Erfolge erzielt, aber leider verschlechterte sich der Zustand meines ältesten Sohnes, der an Autismus leidet. Seine Schule – eine Sonderschule – entschied, dass er sie nicht weiter besuchen kann. Hier änderte sich mein Leben massiv, da ich meinen Job kündigen und drei Jahre zu Hause bleiben musste. Mein Sohn hat Angst vor Menschen, er wird in Gesellschaft sehr nervös und handelt dann unbewusst. Er würde lieber zu Hause sitzen und nicht rausgehen. Drei Leute von der Diakonie wurden vom Jugendamt zur Verfügung gestellt, um mir zu helfen.

Ende 2021 bekam mein Kind einen Betreuungsplatz zum Lernen und Leben. Jedes Wochenende sehen wir uns. Ich habe jetzt einen dauerhaften Job als Kindergarten-Assistentin.

Mein Dank und meine Anerkennung gilt allen, die mir geholfen haben, das zu erreichen, was ich bin. Vor allem meinem Freund, dem Vater meines jüngsten Kindes, dem Jugendamt, Jobimpuls der Stadt Linz und der Volkshilfe.