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Meine Hochzeit
von Monira
Ich wuchs auf einem Bauernhof in Afghanistan auf, besuchte die Schule und half meiner Mutter im Haushalt. Wir waren sechs Geschwister, ich war das zweitälteste Kind. Als ich in der 7. Klasse war, war ich 14 Jahre alt und mein Vater wollte, dass ich die Schule verlasse. Ich sollte einen 25-jährigen Mann heiraten, den ich noch nicht kannte. Ich weinte sehr viel und meine Mutter sagte zum Vater, dass ich noch zu jung wäre, um zu heiraten.
Ich besuchte dann noch zwei Jahre die Schule und dann meinte mein Vater erneut, dass ich mit nun 16 Jahren heiraten müsse. Der Mann war 26 Jahre alt. Ich kannte ihn nicht und meine Mutter auch nicht. Die Familie des Mannes kam zu uns nach Hause und mein Vater sagte, er würde das entscheiden und wir wären nun verlobt.
Die Frauen meiner Familie kamen eine Woche später zusammen und veranstalteten ein Verlobungsfest, zu dem alle unsere Verwandten, Freunde und Bekannten eingeladen waren. Auch meine zukünftigen Schwiegereltern und die Geschwister des Bräutigams waren dabei, er aber nicht. Sie brachten Geschenke für die Brautfamilie mit.
Während der nächsten zwei Jahre besuchte uns regelmäßig meine zukünftige Schwiegermutter mit ihren Töchtern und meine Mutter, meine Großmutter und meine drei Schwestern die Familie des Bräutigams. Er arbeitete zu dieser Zeit in einer Stadt und ich ging weiter zur Schule.
Nach zwei Jahren planten meine Schwiegereltern mit meinen Eltern unsere Hochzeit. Meine Familie bekam Geld, Schmuck, Kleidung und andere Geschenke für mich. Mit dem Geld kaufte ich eine goldene Kette, Möbel und einen Teppich für mein neues Zuhause bei der Familie meines zukünftigen Mannes.
Eine Woche vor der Hochzeit fuhr er aus der Stadt zurück nach Hause. Ein paar Tage später kam er mit seiner Schwester und seinem Bruder zu meinem Elternhaus. Meine Mutter und ihre Nachbarinnen waren da. Wir tranken zusammen Tee und aßen Kuchen. Nach rund einer Stunde gingen sie wieder.
Zur Hochzeit trug ich am ersten Abend ein grünes Kleid, mein Mann trug traditionelle afghanische Kleidung. Seine und meine Schwester bemalten mich mit Henna. Es waren ungefähr 40 Frauen mit Kindern anwesend.
Am nächsten Morgen stand meine Mutter früh auf, backte Brot und kochte Tee für die Gäste. Es wurde für ungefähr 100 Personen Essen gekocht. Unsere Verwandten und Freunde trafen ein und brachten Geschenke. Zu Mittag aßen wir alle gemeinsam. Nach dem Essen begann die Party mit Musik und Tanz. Der Bräutigam und seine Familie sowie ungefähr 60 Personen kamen dazu. Männer und Frauen waren für ungefähr eine Stunde in getrennten Zimmern. Zwei der Männer kamen zum Zimmer der Frauen und fragten mich, ob ich ihn heiraten wolle. Ich sagte ja und sie überbrachten ihm die Nachricht. Dann kam der Bräutigam und holte mich ab.
Zusammen mit meiner Großmutter und meiner Tante gingen wir zu seinem Elternhaus. Wir aßen und verbrachten die Nacht dort. Am nächsten Tag kamen alle Freunde und Verwandten nach und wir feierten gemeinsam weiter.