Auf Einladung der Volkshilfe Wels-Kirchdorf und als Auftakt der Veranstaltungsreihe „Miteinander für Respekt & Tolerenz“ hat gestern Abend im Welser Schl8hof die renommierte Migrationsforscherin Judith Kohlenberger aus ihrem Buch „Grenzen der Gewalt“ gelesen.
Bezirksvorsitzender Johnny Reindl-Schwaighofer konnte im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal rund 80 interessierte Besucher*innen begrüßen, moderiert wurde der gemeinsam mit dem Alten Schlachthof organisierte Abend von Hannah Stögermüller.
Nachdem Kohlenberger ein berührendes Kapitel aus ihrem Buch gelesen hatte, stellte sie sich den Fragen von Christian Schörkhuber, dem ehemaligen Geschäftsführer unsere Flüchtlings- und MigrantInnenbetreuung GmbH. Kohlenberger plädierte dabei unter anderem – in Anlehnung an den französischen Philosophen Étienne Balibar – für eine „Demokratisierung der Grenzen“ und kritisierte das von der neuen Bundesregierung beschlossene „Pausieren“ der Familienzusammenführung für asylberechtigte und subsidär schutzberechtigte Menschen. „Jedem, der die Studienlage kennt, ist klar, dass Familienzusammenführung stabilisierend und und integrationsfördernd für jene Familienmitglieder wirken kann, die nachholen“, erklärte Kohlenberger.
Im Anschluss an das spannende Podiumsgespräch konnten sich die Besucher*innen zu Wort melden und Fragen stellen, auf „die Bühne geholt“ wurde dafür auch der ebenfalls aus Wien angereiste Petar „Pero“ Rosandić von der Menschenrechts- und humanitären Hilfsorganisation „SOS Balkanroute“.
Zur Person: Judith Kohlenberger ist Kulturwissenschaftlerin und Migrationsforscherin am Institut für Sozialpolitik der WU Wien, wo sie zu Fluchtmigration, Integration und Zugehörigkeit forscht und lehrt. Im Herbst 2015 war sie an einer der europaweit ersten Studien zur großen Fluchtbewegung beteiligt.
In ihrem Buch führt uns Kohlenberger an die Grenzen Europas – nicht nur physisch, sondern auch in unseren Köpfen und Herzen. Mit Fakten und erschütternden Berichten deckt sie auf, wie die Gewalt an den Grenzen nicht nur Schutzsuchende betrifft, sondern längst bis ins Innere unserer Gesellschaften hineinreicht. In ihren Interviews mit Grenzpolizisten, Flüchtlingshelfer*innen, Anwält*innen, Patholog*innen und Grundwehrdienern wird deutlich, wie die mittelbare Erfahrung von tätlicher und bürokratischer Gewalt auch uns verändert.