#frauenerzählen – Mein Weg

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Foto: Kadriye

Mein Weg

von Kadriye

Im Jahr 1985 erblickte ich in der Türkei das Licht der Welt. Meine Kindheit war geprägt von Geborgenheit in meiner Familie und umgeben von schönster Natur. Als ich sieben Jahre alt war, beschlossen meine Eltern aus wirtschaftlichen Gründen und um uns Kindern eine bessere Zukunft bieten zu können, auszuwandern. Im Nachhinein, als Mutter von drei Kindern, ist es für mich unvorstellbar so eine „Reise“ in ein fremdes Land mit meinen Kindern aufzunehmen.

Als ich und meine Geschwister in Österreich ankamen, war nicht nur das Wetter fremd, sondern alles –angefangen von der Sprache bis hin zu allen alltäglichen Situationen. Da mein Vater schon vorausgereist war, um eine Unterkunft zu organisieren, hatten wir schon eine kleine Wohnung. Natürlich besuchte ich schnellstmöglich die Volksschule. Ich erinnere mich daran, dass meine Mitschüler alle blond und helläugig waren, auch ich fiel meinen Mitschülern mit meinen dunklen Haaren und Augen auf.

Obwohl ich kein einziges Wort verstand, ist die Kommunikation unter uns Kindern nicht schwergefallen. Mich hat es gewundert, dass die Kinder keine Schuluniform trugen wie in der Türkei, da ich dort eine hatte. Denn so eine Schuluniform war für uns Kinder genauso wichtig wie die erste Schultüte in Österreich.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass nicht nur die Sprache eine Barriere darstellt, sondern das Leben an sich in einem fremden Land. Denn fremd war nicht nur das europäische Aussehen für mich, nicht nur die Sprache, es waren sogar die Gerüche fremd. In den Supermärkten war alles geordnet in Regalen und verpackt. Bei uns waren die Waren und die Gewürze in Jutesäcke und offen. Somit hat man alles riechen und sogar kosten dürfen.

Das eigene Land zu verlassen ist für niemanden leicht. Man hinterlässt Freunde, Familienangehörige, ein Zuhause und muss von vorne beginnen. Oft hat man nicht die Zeit oder auch die Mitmenschen nicht die Geduld, um im neuen Zuhause gemütlich anzukommen. Es ist teilweise ein Kampf um Verständnis und Akzeptanz der Mitmenschen.

Trotz allem hat mich das gelehrt, dass man nicht aufgeben soll und nicht an sich zweifeln darf. Das Leben ist, so oder so, besonders für uns Frauen ein Kampf. Man darf das Ziel vor den Augen nicht verlieren. Mein persönliches Ziel war es, Bildung zu erlangen und einen Beruf auszuüben, der mir Freude macht. Ich bin sehr stolz darauf, am richtigen Weg zu sein. Angefangen habe ich als Einzelhandelskauffrau, danach war ich Restaurantfachfrau und jetzt bin ich in einer Ausbildung zur diplomierten Sozialpädagogin.

Denn nur Bildung öffnet die Türen.